Ein Intellektueller der Kirche: Erinnerung an André Scrima (1925-2000)
Der 19. August 2020 ist der zwanzigste Todestag von André Scrima, einer auβergewöhnlichen Erscheinung in der Kirche. Als orthodoxer Mönch setzte er sich für die Erneuerung der Einheit der Kirche ein, wobei eine solche Einheit keinesfalls als das Ergebnis von Kompromissen oder Taktik verstanden wird, sondern mit der Einsicht in die Komplementarität der christlichen Konfessionen zusammenhängt. Bei André Scrima gehörten zwei Seiten unlöslich zusammen: die anschauliche Verkörperung dessen, was man Wandermönch nennen könnte, und eine enorme, weit gefächerte Gelehrsamkeit. Wer ihn gekannt hat, erinnert sich an intensive Begegnungen, in denen kein Platz war für Stereotypen oder unverrückbare Meinungen, weil sein kreatives Denken nicht an den Grenzen der Fachgebiete oder an der Trennung zwischen säkularen und religiösen Sprachfeldern Halt machte. In theologische Diskussionen brachte er oft Gedanken von Philosophen, Wissenschaftlern, Schriftstellern oder Künstlern ein, wobei er einen verblüffenden Sachverstand zeigte und nie den Zusammenhang aus dem Blick verlor.
André Scrima war Mitglied der Gruppe, die sich “Brennender Dornbusch” nannte und sich in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre im Kloster Antim in Bukarest traf. Diese Gruppe, eine Vereinigung von Intellektuellen, Geistlichen und Persönlichkeiten, die beide Qualitäten in sich vereinten, ist eine der denkwürdigsten Initiativen in der jüngeren Geschichte der rumänischen orthodoxen Kirche. Die Zusammenkünfte des Brennenden Dornbuschs waren von der religiösen Praxis des Hesychasmus geprägt, aber darüber hinaus wurden Konferenzen für eine breitere Zuhörerschaft organisiert, die sich kulturellen und auch interreligiösen Themen widmete.
Die geplante Nummer von RES ist dem Erbe von André Scrima gewidmet. Im Besonderen ist an Beiträge gedacht, die sich dieser seiner Denkform widmen, die scheinbar nicht-religiöse Themen in einen kohärenten und überzeugenden theologischen Diskurs integriert und sie aus dieser Perspektive interpretiert. Im weiteren Sinne kann es auch um die Frage gehen, welchen Platz Intellektuelle in der Kirche habe; Menschen also, die sich in der säkularen Kultur auskennen und mit kritischem Bewusstsein auf dem Stand der gegenwärtigen akademischen Debatten sind, aber sich von da aus auch zugleich in der Kirche engagieren möchten.
Einsendetermin: 1. August 2020
Die Zeitschrift Review of Ecumenical Studies publiziert Aufsätze, Essays und Rezensionen im Besonderen aus dem Gebiet der Theologie, gibt aber auch der interdisziplinären Perspektive Raum, wobei besonders an die Gebiete der Philosophie, Geschichtswissenschaft, Ethik und an Sozialwissenschaften gedacht wird. Die Beiträge durchlaufen einen peer-review-Prozess und werden innerhalb von vier Monaten evaluiert. Sie können in englischer oder deutscher Sprache verfasst sein, wobei sie den redaktionellen Richtlinien entsprechen müssen: http://www.res.ecum.ro/guidelines/