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Call for Papers 2 / 2020

Die Ökumene der Mystiker

Mystikerinnen und Mystiker nehmen innerhalb der christlichen Kirchen eine besondere Stellung ein. Aufgrund ihrer geistlichen Erfahrungen sind sie zu einem Vorbild und Bezugspunkt für viele Themen geworden, einschließlich der Ökumene. Obwohl zwischen einem geistlich-ökumenischen Ansatz und der Sprache der offiziellen ökumenischen Dialoge eine nicht geringe Spannung besteht, haben sich die beiden auch immer wieder gegenseitig bereichert. In der Mystik geht es um eine Perspektive und eine Handlungsweise, die in der Glaubenserfahrung und dem darauf aufbauenden, bewussten geistlichen Leben wurzelt.

Das letzte Jahrhundert, das von zwei Weltkriegen, aber auch von wichtigen kirchlichen Versammlungen geprägt war, hat eine besondere Generation von Geistlichen, Theologen, Mönchen, Nonnen und engagierten Laien hervorgebracht, die schöpferische Wege fanden, um einige der Grenzen zu überwinden, die uns die Geschichte und der Konfessionalismus auferlegt hatten. Die Mystiker verstanden ihre christliche Identität nicht in Abgrenzung zu einer anderen Konfession, sondern darin, dass sie tiefer in das Geheimnis Christi eindrangen. Ihre spirituelle Erfahrung zeigt, dass das Mysterium der ungeteilten Kirche umso eher zu Tage tritt, je tiefer man in das Geheimnis Jesu Christi eintaucht.

In dieser Nummer RES wollen wir untersuchen, was die Mystiker und geistlichen Leitfiguren des 20. Jahrhunderts zu solchen mutigen Einstellungen gegenüber dem Anderen gebracht hat. Wie konnten sie sich von der Gegenwart und/oder Vergangenheit frei machen, wie es die biblischen Propheten einst taten, und ihre Identität auf etwas gründen, das sich noch gar nicht ereignet hatte oder dessen Offenbarung noch ausstand? Welche Qualität ihrer spirituellen Erfahrung ermöglichte es ihnen, die Wahrheit zu sehen, wo immer diese zu finden ist, und der Versuchung zu widerstehen, auf die Blaise Pascal hingewiesen hatte, sich einen Abgott aus dem eigenen Verständnis der Wahrheit zu machen?

Die geplante Ausgabe von RES will sich dieser Frage nach der Verbindung von Mystik und Ökumene stellen. Gedacht ist an Untersuchungen zur christlichen Mystik des 20. Jahrhunderts und zu möglichen Vorgängern, zu Schlüsselpersonen (kirchenleitende Personen, Theologinnen und Theologen) und wichtigen Ereignissen (z.B. das 2. Vatikanische Konzil mit der Aufhebung der Anathema), aber auch zu Gemeinschaften und Bewegungen, die geistliche Wurzeln in den unterschiedlichen Konfessionen wiederentdeckt oder neue Strömungen angestoßen haben.

Einsendeschluss: 1. Mai 2020

Email: res@ecum.ro

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